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Aus »Hinz und Kunz. Kabale«. Vers 65404 bis 65484 DRITTER AUFZUG. SECHSTE SZENE Hinz, Kunz, Präsident, Auditorium, Bernd, Timo, Ironicus, Das Mädchen, Demonstranten. PRÄSIDENT: Was geht hier vor? Sie sind nicht eingeladen. BERND (tritt ans Mikrophon): O doch! Ich spreche jetzt zum Büchnerpreise. Doch mag ich gern in größrer Menge baden, Drum blieb im Flur nicht die geringste Schneise. DAS MÄDCHEN (halblaut): Was der sich traut! Er ist kein hübscher Junge, Und doch… Wer solchen Schneid hat, nicht zu fassen… PRÄSIDENT: Nun halten Sie mal Ihre lose Zunge! Die Grüne Minna wird Sie nicht verpassen! BERND: Das hat noch Zeit. Auch sinds gewohnte Fahrten, Zum mindesten gibts selten Stau bei diesen… Es gibt Empfänge von verschiednen Arten, Doch möcht ich Ihn’ den Abend nicht vermiesen. (Eine Frau im Auditorium kichert.) HINZ: Nun lassen Sie die Jugend doch hier schwätzen, Wir waren eh für unsern Teil am Gehen. Dann auf der Wache wird es Prügel setzen, So mag doch ihre Fahne bißchen wehen. (grinst) PRÄSIDENT: Herr Kunze, es ist Ihre Feierstunde, Solln hier die Terroristen agitieren? KUNZ: Der Fisch am Grund, und zwar mit offnem Munde, Was kann er noch befürchten und verlieren? BERND: Vielleicht meint dieser Fisch vereiste Gassen, Und Angesichter, drin Kritik gefroren… TIMO: Wer auch der Dichter sei, es scheint zu passen, Bei Berndchen hätt ich auch darauf geschworen. BERND: Studenten und Autoren, liebe Gäste, Wer sich als Geisel fühlt, ist oftmals freier, Als wenn er glaubt und glauben muß, das Beste Sei immerfort die ewig gleiche Leier. Der Büchner war Rebell und Aufbegehren Zuerst, zuletzt, doch nicht als die Marotte, Man trage seinen Kelch, den völlig leeren, Mit großem Pomp hinaus bis zum Schafotte. Was Sie uns als die Dichtung hier verkaufen, Ist nicht nur schlecht für Aug und Ohr und Nase, Es läßt den Geist getrost ins Leere laufen, Und drückt allein den Mastdarm und die Blase. Dies tun Sie nicht wie echte Schizophrene, Sie sind gekauft für dreißig Silberlinge, Daß keiner sich mehr nach der Dichtung sehne, Führn Sie ein ganzes großes Volk zur Schlinge. Das heutge Olibanum wechselseitig, Vom Rheine, von der mitteldeutschen Herde, Zeigt akademisch, also überzeitig, Wie Deutschlands Blödheit uns vereinigt werde. Die Mystik, die im Schlamm des Teiches sabbert, Verwandt ist mit bedächtgem Schädel-Wiegen, Und wird der Singsang recht oft nachgeplappert, Kann höchstens noch ein Kind ein Urteil kriegen. Uns sagt die Mär von Kaisers neuen Kleidern, Wenn alle sich vor Ehrfurcht schier verzehren, So kann sich einer Überzahl von Neidern Allein das Kind mit einem Lachen wehren. HINZ: Sie sagten, Herr Student, wenn ichs verstanden, Man hätte uns bezahlt und gar bestochen, Nun frag ich, wie Sie solche Weisheit fanden, Und wessen Geld hat diese Tat verbrochen? BERND: Was stand am Anfang des kometenhaften Aufstiegs, daß Schlange stehen die Verleger, Was wars, daß Sie es zur Elite schafften, Wer war der Schöpfung mächtiger Beweger? HINZ: Wenn Sie so wolln: der Krieg, die Niederlage Der Kräfte, solchen Wahnsinn zu verhüten. Ich kam daher mit Sorge und mit Klage – Wer sollte dies mit Judaslohn vergüten? BERND: Ich helfe Ihn’ ein bißchen auf die Beine, Vielleicht wird Ihr Gedächtnis etwas lichter. Ist Ihnen gar nicht klar, wer gab die Scheine Der Gruppe siebundvierzig und Herrn Richter? HINZ (lacht): Das Preisgeld? Ja, das mag in Ihrer Kasse Mehr klimpern, weil Studenten immer pleite. Der pure Wahn, daß ich da Federn lasse, Und irgendwie zu Auftragswerken schreite. BERND (blickt zu Boden, langsam): Es geht nicht um das Geld, um die Intrige Der Preisverleihung, die weismachen sollte, Sie würden grad entdeckt, wo doch die Stiege Schon stand, weil in Amerika mans wollte. PRÄSIDENT: Geschmacklos die Idee wie der Verfechter, Ich denk, der Ausgang wird uns allen frommen, Der weitre Abend wird gewiß gerechter, Die Polizei wird die Minute kommen. (Bewaffnete Polizisten drängen sich in den Raum.) |