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Aus »Medea. Tragödie«. Vers 50594 bis 50669 PROLOG TELAMON: In Liedern, Epen und gelehrten Schriften Erfreut der Argonautenzug den Leser, Masurisch wie in Niedersachsens Triften Schätzt man ihn an der Weichsel und der Weser. Die Sage, darin Mythos und Geschichte Den Künstler fordern, reizt als Flachs der Flachse Den Maler wie den Sänger, daß das Lichte Besonders hell auf düsterm Grunde wachse. Doch ist im Reichtum die Gefahr gegeben, Daß Einzelnes die Fabel überschwemme, Wenn sich die Bilder im Tumult erheben, Zerbrechen der Moral die Handlungsdämme. Sublimstes wird bemüht, um auszuschmücken, Bei Apollonios gehts sogar zum Ister, Und niemand hinterfragt uns das Entzücken Am großen Raub gewiefter Überlister. Warn doch das Schiff, die Prächtigkeit der Streiter, Nicht Sinn der Fahrt in unbekannte Meere, Der Feldherr fand illustre Gäste heiter, Weil die Reliquie raunte Ruhm und Ehre. Zu dieser Überzeugung will nicht passen, Daß später ist vom Vlies nichts mehr zu sagen, Man nahms mit der Verräterin, der krassen, Doch letztlich nutzlos blieben alle Plagen. Da drängt sich der Verdacht auf, daß der Segen Des Vlieses schwand mit seinem Vaterlande, Dann schaffte, dieses Kleinod zu bewegen, Den Helden pure Blödigkeit und Schande. Warum Tragöden und den Epigonen Dies so entging, ist schwer nicht zu erraten, Die Griechenfahrten wollten sie belohnen, Da fragt man nicht nach Recht und Sinn der Taten. In Kolchis sann man allerhöchste Mühe, Das Vlies zu hüten, das im Areshaine, In Griechenland macht keiner so viel Brühe, Denn so ein Schafsfell schützt sich von alleine. Der Fahrenden hat keiner je gesprochen, Wies wirklich sich verhalt mit diesem Fange, Doch denkbar, daß den Braten wer gerochen, Daß Ehre nicht bei diesem Schluß zugange. Ich selbst bin auch nur eine Dichterlarve, Doch seh im Stoff ich Weiser, zu gestalten Die Selbsterkenntnis nicht erst an der Harfe, Schon in der Helden spätrem Weiterwalten. Was hindert den Geneigten anzunehmen, Die Morde der Medea und die Krämer Zuhause, sollten Jason nicht bequemen, Zu sehen, daß er selbst des Vlieses Lähmer? Daß Griechenschwindel, jene sein Barbaren Und ohne Recht, weil sie ganz ohne Schiffe? Daß Ruhm nicht fand, wer herzhaft losgefahren, Daß er, was ihm von Wert erschien, ergriffe? Was hindert dann, zuguterletzt zu glauben, Der Held hab noch einmal die Schar versammelt, Um heimzubringen, was ihn einst zu rauben Die Jugend hieß, und das nur noch vergammelt? Was bitter einst den Kolchern ist geschehen, Versteh das Publikum als eine Lehre, Den Segen nur mit Wächtern zu versehen, Schafft ihm die Dauer nicht und keine Ehre. Der Staat kann nur bestehn, er überdauert, Wenn die Familien ihn mit Leben füllen, Selbstsucht, in der das Schrankenlose lauert, Kann jedes Heil in Schimmelschleier hüllen. Medeas Morde, der Verlust des Vlieses Sind Folge, daß der Vater lasch und müde Die Zucht vergaß und Glitschiges und Mieses Gewähren ließ, bis es ihm kraß und rüde. Der Niedergang bleibt selten in der Mitte, Der er entquoll wie Eiter einer Wunde, Der Eitle bahnt ihm bald die nächsten Schritte, Doch jeder Frevler kommt zur letzten Stunde. Dies zeigt das Stück, doch auch, daß Vaters Fehler Zu richten sind, wenn wir das Opfer wählen. Nun sei die Phantasie euch ein Beseeler Der Helden, die sich aus der Handlung schälen. |