|
Aus »Winterlandliebe«. Gedichte 2022 Vers 47254 bis 47301 JÄNNER Wenn Wölfe Ranzzeit haben, Der Schneesturm heult und faucht, Erzählen dir die Raben, Was kommt und was verbraucht, Wenn Steinbocks Firngeflimmer Empfängt die Wassermänner, Umspinnt dich das Gewimmer, Geboren einst im Jänner. Das Land im Schlaf, im Warten – Ists nicht auch sommers so? Wer mischt die Königskarten? Wer legt sie aus, daß froh Der Sprenger unsrer Bande Sich naht im Sechzehnspänner? Es ist im Winterlande Seit hundert Jahren Jänner. Es ist die Zeit der Lasten, Des Dachs Bewährungsprob, Ob heute auch das Hasten Zu jeder Jahrzeit tob, Die Agnessonne blinzelt Wie Ötzi einst am Brenner, Die Himmel zugepinselt Sind hart wie Eis im Jänner. Er hüllt wie eine Grotte, Wo schwächliches Geschatt Dich abschirmt von dem Gotte, Der dies ersonnen hat, Zu prüfen die Frivolen, Die Flüchter und die Flenner, Die Humpelnden im Hohlen, Die Japsenden im Jänner. Tränk einen Scheit im Öle Und laß die Lohe ein! Die Schatten in der Höhle Solln Ruf und Jubel sein. So sei beim Abendmahle Der Wehrkirch Sinn-Erkenner, Daß sich beleb das Fahle Und Lichtmeß folg dem Jänner. Doch freilich, deine Stunde Kam nicht, dein Volk, gestutzt, Geht lieber taub zugrunde, Als es die Ohren nutzt, Drum sag zu seiner Schande, Der Reim bringts auf den Nenner: Es ist im Winterlande Seit hundert Jahren Jänner. |