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Aus »Winterlandliebe«. Gedichte 2022   Vers 48389 bis 48436

ZWISCHEN DEN JAHREN


Daß sich der Sänger selbst besingt,
Ermüdet, nimmt es überhand,
Doch welchem Geist er sich verdingt,
Ist gern dem Publikum bekannt.
Ich hab beackert manches Feld,
Hab manche harte Nuß geknackt,
Doch wies auch geht, in dieser Welt
Bleibt ohne Resonanz mein Takt.

Mag sein, daß sich der Nebel lös
Für eine Stund und Sonne schein,
Und was die Zeit verleumdet bös,
Soll nun der rechte Kompaß sein …
Ich werd Gott loben, aber nicht
Den Rühmer, der sich selber rühmt,
Wenn mein verfremdetes Gedicht
Den Garten aus Beton beblümt.

Ich hab so manches Mal geglaubt,
Es nehme wer den Staffelstab,
Der deutsche Geist erhöb das Haupt,
Doch selbst die Ehrfurcht vor dem Grab,
Fehlt denen, die geschichtslos tolln,
Und jene, die sich vätertreu
Verstehen, auch nichts anders wolln
Als Kinderspiele, täglich neu.

Vielleicht bin ich zu alt, um noch
Zu sehn, was in der Welt potent.
Ich weiß, daß das Besatzungsjoch
Uns einzig von der Einsicht trennt,
Daß niemand als die deutschen Leut
Ist schuld am deutschen Untergang.
Wer ist der Feind, den solches freut?
Wer wird verschont vom Abgesang?

Zwar seh im schlichteren Gemüt
Ich manches deutsche Wesen gehn,
Doch scheint die Hoffnung arg verfrüht,
Es könne Geist darauf entstehn.
Zudem ist auch der Bauernbub
Von Blend-Geräten so umstellt,
Daß früh sich die Gewohnheit grub,
Dies sei die Wirklichkeit der Welt.

Gott mag es wenden, doch die Kehr,
Sie müßte furchtbar gründlich sein,
Sonst kommt erneut das Übel her,
Sonst stürzt das Blendgewirk nicht ein.
Ich weiß nicht, wie das werden wird.
Ich bin da völlig ahnungslos.
Ich hör nur, wie die Sichel sirrt
Und alles mäht, was hehr und groß.