Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Winterlandliebe«. Gedichte 2022   Vers 47743 bis 47798

ULRICH VON HUTTEN


Dem Deutschen ist das Deutsche so gewöhnlich,
Daß er vermeint, es könn nicht anders werden,
Er meint, ein jeder hielts wie er versöhnlich,
Nach seiner Art leb alles Volk auf Erden.
In warmer Stube schattet Schlaf die Braune
Bei Speck und Salz, bei Bier und Haferbrei.
Drum, Dichterkönig, sprich, verdirb die Laune
Und mahn den Schläfer, daß er Deutscher sei!

Die welsche Dekadenz und Türkenhorden
Zweifrontig drohn wie teuflische Geschwister.
Muß erst in Mainz und Wittenberg das Morden
Zum Himmel schrein, eh aufwacht der Philister?
Zwar schreit die Sünde nach Siegel-Reitern,
Doch Ehre wohnt, wo man die Schwerter wetzt –
Drum, Dichterkönig, schar den Troß zu Streitern
Und weck den Furor der Teutonen jetzt!

Gelehrsamkeit muß stets im Aufstand münden,
Wenns gilt wie einst im Teuteburger Hage,
Dem Sklavenheer das deutsche Wort zu künden
Und unser Nein zu jedem Zinsvertrage!
Drum tausch den Minnesang dem Morgensterne,
Als Dunkelmann in Kupfer nenn und Blei
Des Feindes Larve hier und in der Ferne
Und mahn den Ritter, daß er Deutscher sei!

Wärs möglich, daß die Ritter ausgestorben
Und aller Ruhm ein dichterisch Geklitter?
Was uns gewöhnlich, wurde einst erworben,
Und was uns süß, erfocht sich immer bitter.
Mein nie, es stünde etwas selbstverständlich
Und dauerhaft sei uns die Welt gesetzt –
Drum, Dichterkönig, mach die Gasse kenntlich
Und weck den Foror der Teutonen jetzt!

Der Götz ist wie der Sickinger gefallen,
Wie Sigurd von dem Tronjer ward gemeuchelt,
Der Heldenschar der Ilias und allen,
Die folgen, sei kein beßres Los geheuchelt.
Doch bleibt der Freie stets der Mann in Waffen,
Der eher stirbt als frißt in Sklaverei,
Mag sein, daß Pöbel abstammt von den Affen –
Du mahn den Freien, daß er Deutscher sei!

Deutsch ist die Tugend, aufrecht sich zu beugen
Dem Heiland, der beherzt und Segen spendet,
Das Frohe seiner Botschaft zu bezeugen,
Die in der Schlacht und mit dem Tod nicht endet.
Was Römer zur Tyrannis ausgeschlachtet
Und dem der Türk höhnt, wenn er Frauen hetzt,
Sei Deutschem, der die Todesfurcht verachtet,
Der heilig Furor der Teutonen jetzt.

Gott setzt die Oberkeit in alle Lande
Doch macht er auch, daß die verbrauchte weiche,
Der Krieg ist besser als die Dauerschande,
Drum brich der Aufstand los im ganzen Reiche.
Acht, Dichterkönig, daß nicht Blinde höhnen
Dem Glaubenssatz, daß nur der Freie frei,
Schwing dich aufs Roß mit den Cherusker-Söhnen
Und mahn den Deutschen, daß er Deutscher sei!