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Aus »Winterlandliebe«. Gedichte 2022 Vers 47596 bis 47630 UDESTEDT I Im flachen Land reiht Bauer sich an Bauer, Hier leuchtet keine Schrift an dunkler Wand, Am Sonntag gehn die Uhren ungenauer Im flachen Land. Aus den Sandalen rieseln Lehm und Sand, Doch lange war der Himmel kein so blauer, Du denkst an Claudius und das blaue Band. Wie Malz und Hopfen rufen her den Brauer, So trägt das Schlichte den verborgnen Stand. Den Fremden macht das Fragen auch nicht schlauer Im flachen Land. II Im flachen Land sind Klapperer und Klauer So selten, daß sie beinah unbekannt, Und wärst du fremd, wärs dir im Magen flauer Im flachen Land. Jedoch den Sohn, der heim nach Jahren fand, Beseligt Brot, es ward die Milch nicht sauer, Und selbst das Gänseschnattern klingt verwandt. Mag sein, auch dieser Tag ist nicht von Dauer, Jedoch der Zwist, der mit dem Winter schwand, Fand keinen Grashalm zu versteckter Lauer Im flachen Land. III Im flachen Land sind Münder meistens Kauer, Hier wird kein Reim in Bronze eingebrannt, Und keiner hält sein Schmalz für Gassenhauer Im flachen Land. Auf Karten wird der Flecken kaum genannt, Doch andern Karten nach der Zeitenmauer Sind heute rot und dick gemalte Tand. Allein das Wort verfällt nicht dem Ergrauer, Verborgne Warten ruhn in Gottes Hand: In solchen aber singt der Vogelschauer Im flachen Land. |