|
Aus »Weckruf und Mohn«. Gedichte 1988 Vers 3053 bis 3066 CHRYSANTHEMEN Der Mond beschien das buntbemalte Glas Und stellte seine grauen Scharen vor. Sie ließen sich in den verstaubten Chor, Den die Gemeinde und der Herr vergaß. Ich hörte sie mit nachtgewohntem Ohr, Den Durst, den ihre Dürftigkeit besaß, Nach Blut, dem Leib und seinen Leiden Maß Und Linderung für jeden, ders verlor. Ich wußte, daß sie allesamt der Acht Der Siegel, die der Schöpfer angebracht, Erliegen, und mich nur die eigne Macht Gefährdet. Doch den Vorglanz längster Nacht Hat weißer denn ein Hai-Gebiß entfacht Der Chrysanthemen brüllend reife Pracht. |