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Aus »Weckruf und Mohn«. Gedichte 1988 Vers 2855 bis 2890 ARS MORIENDI Verlier die Ufer Traums, die niemands Neid Gewinnt, und fließ in schöner Leichtigkeit In tiefre Ringe, senk das Lot, entscheid, Ob du begründet seist in Raum und Zeit. Nicht Leere ist, kein Antlitz abgewandt, Nicht Fluch noch Mauer, die verschloßne Hand Des Gottes, der die Plagen ausgesandt: Dein Traum hat aller Ämter Amt ernannt. Die Zeichen, Zeiten für Verzicht und Kult, Erweckst und schläferst du in gleicher Huld, Im Weben, was du atmest, üb Geduld Im weißen Taumel und im Tausch der Schuld. So viele Träume, traumverschattet, stehn Im Zwielicht, wo die Zweifelhaften gehen, Einhorn und Sphinx und märchenreiche Feen Umraunen dich, bis sie im Wind verwehn. Dir aber frommt der rascheste Planet Und was beflügelt kam und unerfleht, Was reicher Scholle, gottbesamtem Beet Im Juli prunkt und im August vergeht. Er, manchem Werk und mancher Botschaft gut, Bleibt Mittler, herrlich hier, doch andrer Hut Gehorchend, und sein blaues Reich beruht Auf Einklang, hoch in Heiterkeit und Mut. Solch hoher Mut, gespeist von höherm Traum, Verwirft die Willkür nicht von Zeit und Raum Und wertet sie zu Spiegeln der, die Schaum Entstieg und sang, der Woge Zier und Zaum. Ihm treu und gleich in Hehlerei und List, Erlaubt in Takt und Tanz und holder Frist Der Trommel, die euch Los und Hochzeit ist, Wenn er dein Reich und du das seine bist. Und dunkel bleibt, wer Knabe ist und Maid, Und dunkel bleibt, was Freude war und Leid, Verlier die Ufer Traums, die niemands Neid Gewinnt und fließ in schöner Leichtigkeit. |