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Aus »Weckruf und Mohn«. Gedichte 1988 Vers 2453 bis 2488 LUZIFER Aus eins mach zwei, und es gewinnt der Takt, Der Hader des Geschlechts: Passion und Akt, Und eins, zu stolz für alle Zierde, nackt Zerschlägt den Reif, um welkes Haupt gezackt. Denn Aufruhr tobt, wo einer weiß: er kann. Die Harmonie, die ein Äon ersann, Wird schal und widert seine Gluten an, Die eines sind und eins verlangen: Mann. Das Recht der Jugend, rot gelockt, betaut Mit Wünschen, die an seiner stolzen Haut Zerperlen, kürt, mit dunkler Macht betraut, Die Flamme, Herrin letzten Tags, zur Braut. Und stärker als sie selbst verlockt Gefahr, Er läßt als Stern sein scharlachfarbnes Haar Und führt gen West zu Otter, Drud, Barbar Vergoßnes Blut, das salamandrisch war. Die Scheiterhaufen, dicht bewölkt, der Pfahl, Intrige, Gift und falscher Worte Qual Soll läutern, was im großen Läster-Saal Gott kleinmacht und sich einverleibt im Tal. Die Sanften, die im Mai-gewordnen Wind In süßer Traurigkeit die Liebe lind Beknospen, für Vergeblichkeiten blind, Fleckt schwarzer Beulen aufgeplatzer Grind. Den weißen Leib des Adonai im Korn Zerfetzt des Ebers aufgebäumtes Horn, Gebieterische Frucht aus dunklem Born In blinder Wollust und geballtem Zorn. Traumlos dem Meister, der allein ist: Schmerz Der keine Sprache kennt denn die: Beherz Nichts Seiendes, es treibt dich wundenwärts, Und niemand weiß, ob es Gericht, ob Scherz. Und einer kommt und geht, vom Greif zerhackt, Von irdner Glut zum Diamant entschlackt: Aus eins mach zwei, und es gewinnt der Takt, Der Hader des Geschlechts: Passion und Akt. |