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Aus »Unstrutleuchten. Zweites Buch«. Gedichte 2020 Vers 45500 bis 45555 ZWEI MAL KALBSRIED Die Nacht ist jung, die Nacht ist lau, Die Vögel flirten in den Zweigen, Verdämmernd lockt die Helme-Au, Als hing der Himmel voller Geigen, Im Gasthaus ist die Stimmung grad Im rechten Maß von wild und wurstig, Selbst wer die Stube müd betrat, Wird augenblicklich froh und durstig. Das Bier aus Artern Unstrut-frech Versetzt dich in Studententage, Es ist wie früher beim Gezech, Gelöscht sind alle Müh und Klage. Es wird gescherzt und viel gelacht, Wenn jedermann so guter Dinge, So scheint es nicht mal ausgemacht, Ob man nicht noch auf Brautschau ginge. Doch gilt hier, wie bei allem Spaß, Man weiche, eh die Stimmung kippe, Ist eben leer das vierte Glas, So beiße auf die große Lippe, Der Weg geht doch ein gutes Stück Und ist auch kein so wohl vertrauter, Daß man ihn fände leicht zurück, Wär man noch seliger und lauter. Und in der Tat der Weg wird lang Und soll die Langsamkeit verdammen, Zwar ist dem Magen noch nicht bang, Doch drunter braut sich was zusammen. Der Freund, der meidet Alkohol, Versteht nicht meine strengen Nöte Und er genießt beim Bummeln wohl, Daß ich ihn fast mit Blicken töte. Und da ich bald im Traume tu, Was gut den aufgebrachten Säften, Der Freund hat keinen Grund zur Ruh Und ist noch immer wohl bei Kräften, Der erst dem Wannenbade frönt, Kurz schläft und wieder wacht im Dunkel, Den frühen Morgen sich verschönt Mit klaren Himmels Sterngefunkel. Noch einmal nach Kalbsried zu gehn In Einsamkeit mit andern Federn: Dem Bäckersmanne zuzusehn, Wie er den Laden packt auf Rädern, In Bottendorf ist jede Gaß Verstellt mit einem großen Rummel, Der muß noch Tage wachsen, daß Sich vieles Volk zufrieden tummel. Soweit das Zeugnis, das erwacht Verwundert ich zur Kenntnis nehme, Durchs Fenster hell die Sonne lacht, Das Ziel scheint heut das angenehme, Roßleben sei recht bald passiert, Zwei Stunden hin und nochmals eine, Wenn uns die Unstrut nicht verliert, So kommen wir zum Wendelsteine. |