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Aus »Unstrutleuchten. Erstes Buch«. Gedichte 2019 Vers 44526 bis 44573 SCHENKENLIED Als einst ich an der Saale ging, Da pries mein Lied den Unstrutwein, Doch daß ein solches Lob erkling, Lädt stets die nächste Strophe ein. Wohin dich auch die Wolke wogt, Glaub nie, es wär dem Wein genug! Dem Schenken beuge sich der Vogt, So wie das Fell dem Vogelflug. Die Genesis den Schenken nennt, Die Königin von Saba frei Den Reichtum Salomos bekennt, Und auch der Schenke ist dabei. Nehemia selber Königs-Schenk Des Persers Artaxerxes war, Und auch an die Assyrer denk, Daß dir die Würde offenbar. Ein Erzamt wars im alten Reich, Das Recht zu Ämtern ziemt Nobleß: Der Landgraf setzte kaisergleich Schenk, Marschall, Kämmrer und Truchseß. Den Herren von Vargula kam Der Titel zu, der Flügel weckt, Der manchmal böses Ende nahm, Wenn der Verrat im Becher steckt. In Großvargula denkt man nicht Der alten Schenkenherrlichkeit, Aus überbauten Resten spricht Viel nähere Vergangenheit. Das Torhaus in der Unstrutschleif Spitzbogentonnig zu durchgehn Beließ der Steinesammler-Greif, Daß wirs geschichtenträchtig sehn. Der Titel Schenk von Sowieso Ward Bombenlegers Eigentum, Seit uns das Reich ein Nirgendwo Und dem Verräter einzig Ruhm. Wohl möglich, daß die Unstrut leucht, Ich hab den Schenken nicht erkannt, Weil solcher Sinn die Sonne scheucht, Wächst schwarzblau die Gewitterwand. So soll der Himmel Schenke sein, Aus Wasser Wein der Heiland mach, Die Sorge ruft den stärksten Wein, Und Wasser macht den Trunknen wach, Was immer die Gedanken weckt, Es ist verflixt und zugenäht, Und was wir wünschen, was uns schreckt, Ist gradso früh wie ewig spät. |