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Aus »Unstrutleuchten. Erstes Buch«. Gedichte 2019   Vers 43946 bis 43977

DACHRIEDEN


Das Rieddach nennt den Bauern arm,
Man denkt auch leicht ans Flammenjoch,
Zwar sommers kühl und schneetags warm,
Jedoch im Wind ein Hemd mit Loch.

Dafür ist selbst Totalverlust
Gerichtet ohne Borg geschwind,
Auch Goethe schreibt uns ohne Lust,
Das Eichsfeld grüß als Bettelkind.

Jedoch beweist das kleine Nest,
Als Lösegeld verschachert schon,
Am Obstbaum hält noch immer fest,
Wer fleißig auch geringem Lohn.

Zwei Mühlen brachten etwas mehr,
Und eine spann das Kammgarn gut,
Erst als man kam vom Westen her,
Verlor auch dieser Zweig das Blut.

Das Rieddach ging, die Armut nicht,
Sie ward ergänzt durch Raserei,
Und ganz vergessen ward die Pflicht,
Daß sie mit Fleiß gemildert sei.

Sie zeigt sich nicht mehr unschminkt,
Sie prunkt in blenderischer Wut,
Bis gänzlich ins Vergessen sinkt,
Warum der Mensch sich müht und tut.

Heut ist nicht nur die Kirche leer,
Es fehlt auch das Gemeindehaus,
Und von Belang scheint nur Verkehr
Von irgendwo hinein, hinaus.

Doch wenn der blechne Lindenwurm
Sich blind und taub durchs Auland zieht,
Da sehnt man sich sogar im Sturm
Nach einem Dach aus Unstrutried.