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Aus »Die alte Linde. Erstes Buch«. Gedichte 2012 Vers 41230 bis 41269 OBERDORLA Des Opfermoores Wächter, Ist ein gewaltger Klotz, Der als Orkan-Verächter Seit ewig steht im Trotz, Gedrungen und gespalten Und tierhaft buckelnd schau Die Sommerlinde walten In Grün und Nebelgrau. Wer ahnte, welchen Trümmern Sich dieser Thron verdank? Was einzeln muß verkümmern, Das nennt der Hüne krank, Der wie ein Raubtiernacken Gespannte Pranken streckt, Und wie versteinte Schlacken Sich in die Wiese reckt. Der Wunde, der Zerschrammte, Der sich im Singsang hält, Verharrt im Priesteramte Am Tor der Unterwelt, Zwei Winderlinden-Knaben Wie Ministranten knien, Drum fliegen hier die Raben Im schönsten Baldachin. So mancher dünkt sich lichter Und meidet diesen Hain, Doch schaut er diesen Richter, So fügt er sich darein, Denn was auch ward verbrochen, Was wider Recht sich stemm, Dem ist das Wort gesprochen Von dem Methusalem. Bedenke vor dem Stengen: Er ist das Weichste wohl, Und überdies in Längen Vermörtelt oder hohl, Er ist im Kern zerbrechlich, Wie allen Adels Kleid, Doch blickt er unbestechlich Auf dich und deine Zeit. |