|
Aus »Die alte Linde. Erstes Buch«. Gedichte 2012 Vers 40676 bis 40723 COLBITZER LINDENWALD Ein jeder kennt die Linde. Doch einen Lindenwald? Eh er ihn wirklich finde, Wird mancher grau und alt. Doch in der Altmark scharen Sich Winterlinden dicht, Daß weder weit zu fahren Noch gar ein Gibt-es-nicht. Zwar sind auch Traubeneichen, Hainbuchen, Birken hier, Jedoch das Herzenszeichen Ist häufigstes Panier, Auch Espe und Brombeere Sogar die Buschwindros, Gehn neidlos mit der Ehre Der Linden, dick und groß. Ob Rötelmaus, ob Schleiche, Ob Marder oder Kauz, So mancher lebt im Reiche, Die Winterlinde bauts, Ihr mangelt kein Vergotter, Lebendig ist ihr Lack, Auch fühlt sich wohl die Otter Mit silbernem Gezack. Zwar ward auch dieser Boden Von Fällern nicht geschont, Doch schossen neue Loden Aus Stümpfen kraftbewohnt, Eh Eichen oder Kiefern Den Lindenhain verdrängt, Weshalb den Traum, den tiefern, Uns diese Landschaft schenkt. Und schon zu Wilhelms Zeiten Gab man dem Haine Schutz, Der urwaldartig breiten Sich sollte ohne Nutz, Heut ist er ausgeschildert, Und auch dem Gasthaus dran, Schafft, was total verwildert, Betuchte Gäste ran. Zwar keins der Grimmschen Märchen Bringt Anhalt Steuern ein, Wenn dorten schmust ein Pärchen, Wills vormodern nicht sein, Doch denk bei deinem Schauen Nicht dran, was andre wolln, Denn für dein Gottvertrauen Muß nicht der Rubel rolln. |