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Aus »Zweifelsbachgrund«. Gedichte 2010 Vers 35544 bis 35587 PREUSSISCH BLAU Dem Eisen gilt der Rost als ärgster Makel, Er stellt sich ein, was immer auch geschehe, Ihn zu erwarten, braucht man kein Orakel, Er kommt, gleichwie ich alles füg und drehe. Unedler sind gar viele der Metalle, Doch nicht so kraß von Luft und Dunst betroffen, Die Witterung legt auf den Glanz die Halle, Darunter darf man auf Verschonung hoffen. Beim Eisen die Valenz gefährlich wechselt, So stellt es Säure und zugleich die Base, Grad so als wenn ein Schwab dazu noch sächselt, Nährt Zweifront immerfort die Eiterblase. Die ungewisse Wertigkeit zu scheiden, Mit blutgelaugtem Salz die Lösung teste, Beim Antipoden fällt aus allen beiden Das Preußisch Blau als Mineralfarb beste. Wird Blut mit Pottasch und mit Horn und Knochen Erhitzt, daß man den Rückstand wäßrig wasche, Entlaugst, in Schuld wieviel an Luft beim Kochen Das gelbe oder rote Salz der Asche. Das gelbe ist nur minder stark gesäuert Und so zufrieden mit den linden Fängen, Dem roten ward von Zugluft eingefeuert, Daß Gifte rasch aus dem Zerfalle drängen. Zwar glüht man das Zyan nicht mehr vom Horne, Auch brauchts kein Blut, um Eisen zu verbinden, Doch spür den Rest von diesem alten Borne, Siehst Preußisch Blau wen um die Schultern winden. Das Blau gilt nicht als kriegerische Farbe, Doch trugs der Preuß als Uniform im Kriege, Blutlaugensalz - der Stoffnam ist die Narbe, Die sagt, daß Blut und Eisen führn zum Siege. Als Leibniz stand für Königs Wissenschaften, Ward das Pigment entdeckt für alle Wetter, Nicht Firnis kanns noch Alkohol entsanften, Alkali frißts, und Säure ist kaum netter. Man fragt sich, wie die Frauen der Soldaten Die Uniform gewaschen ohne Seife, Doch daß sie dieses höchst vortrefflich taten, Darüber ist die Meinung nicht im Streite. Bei Hitze ist die Farbe höchst beständig, Man weiß, die Preußen scheuten nicht das Feuer, Machst du den Test auf Eisen eigenhändig, Bleib dir der Geist des Preußentumes teuer. |