Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Trichterwinde«. Gedichte 2009   Vers 34352 bis 34439

FAHLWEIDENHOF


I

Die Nesseln an der Wade
Fürcht nicht der Pionier,
Die ausgetretnen Pfade
Aus deinem Blick verlier,
Nutz Dornspalier und Halden,
Zieh krumm den Weg ins Ziel,
Die Fluren zu bewalden,
Werd dir zum Lieblingsspiel.

Nicht wo die Kraftfahrzeuge
Sich tummeln, sei Portal,
Auch wer sich Pirsch und Beuge
Anheimgibt tausend Mal,
Treib ohne Schild und Lampe
Wie eine Friesendün,
Zum Speicher und zur Rampe
Gehts freilich ohne Mühn.

Wer im Gemach willkommen,
Den leitet der Instinkt,
Dem andern würd nicht frommen,
Daß ihm ein Weiser winkt,
Denn alles gut Versteckte,
Das meidet die Reklam,
Wird jenem das Entdeckte,
Der aus sich selber kam.

Wer aber wird getrieben,
Der bleibe wo er sei,
Um inniglich zu lieben,
Ist ärgerlich die Drei,
Wer Weite nennt sein eigen,
Der liebt das Labyrinth,
Dort solln die Straßen schweigen
Die viel befahren sind.

Dort solln die Birken künden
Und Amseln auf dem Ast,
Hier sein die Weltensünden
Wie unbemerkt verpaßt,
Hier soll die Spinne weben
Ihr Gleichnis ungestört,
Denn hier beginnt das Leben,
Das auf sich selber hört.


II

Wo die Weide auch ein Riese
Nicht umfaßte mit dem Arm,
Teilt der Birnbaum auf der Wiese
Meinen schlecht verhehlten Harm,
Wo bestickt mit Ornamenten,
Flog der Rock in lauen Bön,
Fiel der Mut dem Abgetrennten,
Den bedrückt das Tausendschön.

Zwar sinds Tage nur und Wochen,
Doch die Lieb zählt jede Stund,
Und sie fragt, was sie verbrochen,
Ist erreichbar nicht der Mund,
Ihren Schritt, den Feen-zarten,
Wähn ich hinterm Haselstrauch,
Doch im näher Offenbarten
Wars vom Herbste nur ein Hauch.

Aus dem Rot der Hagebutte
Grüßt die Lippe, die ich such,
Sind zerrissen Strumpf und Kutte,
Scheint der Garten mir ein Fluch,
Ohne sie und ihre Stimme,
Sind die Astern welk und fad,
Und die Sonne lobt das Schlimme,
Und der Wind weiß keinen Rat.

In das Schicksal sich zu fügen,
Ward Parole und Befehl,
Wo mir die Kastanien lügen,
Sind geschwunden Licht und Seel,
Ihre Finger auf der Braue,
Spür ich, wenn ich Augen schließ,
Doch was ich, sie öffnend, schaue,
Ist ein finsteres Verließ.

Unrecht muß mein Klagen schelten
Alles, was da prunkt im Gold,
Denn ich weiß, sie wird entgelten,
Was an Warten ich gezollt,
Doch krall mich an die Mauer,
Wo die Winde nicht mehr rankt,
Und ein dichter Flor der Trauer
Keinen Gruß dem Garten dankt.

Mögen auch den Birken rauschen
Und der Herd mit Macht rumorn,
Wenn wir Zärtlichkeit nicht tauschen,
Ist der Sinn des Heims verlorn,
Aber einmal wird uns beiden
Auch das himmlische Geschenk,
Daß sie niemals mehr muß scheiden,
Daß ich meine Blicke senk.