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Aus »In den Isarauen«. Gedichte 2009 Vers 31998 bis 32045 GÖRRES Als München sog die deutschen Geister, Kam Görres auch ins Bayernland, Er hatte sich bei manchem Meister Schon beide Hände arg verbrannt, Jedoch die Kirche, die vergeben Dem Sünder will, ihm Heimat bot, Als sich im händelreichen Leben Gezeigt ein erstes Abendrot. Mit zwanzig schrieb er die Postille Das rote Blatt, ein Manifest, Wo Unmut zeigt sich deutscher Stille, Die mit Gewalt sich ändern läßt, In Frankreich sein die Philosophen Nicht länger die Statisten bloß, Drum lautet der Refrain der Strophen, Der Deutsche braucht das gleiche Los. Doch sein Besuch bei den Parisern Hat diese Stimmung arg getrübt, Es schien, als warens doch die miesern, Die frisch ihr Studium ausgeübt, Die Willkür und der nackte Schrecken Warn einfach nicht zu übersehn, So scheints, daß mit den hehren Zwecken Nicht immer hehre Mittel gehn. So wechselt er zu Stein und Blücher, Zwar nicht mehr welsch, doch radikal, Ganz Deutschland braucht dieselben Tücher, Und aller Geist ist national, Freimaurer ist nun dieser Streiter, Und großdeutsch muß die Zukunft sein, Und er singt seine Losung weiter, Als kaum ein Jünger stimmt mehr ein. Ein Schulfreund warnt ihn vor dem Kerker, Er flieht nach Straßburg, wo allein Er nun sich trennt von dem Berserker, Der wollt der klügste Deutsche sein, Doch als er drauf am Isarufer Spürt festen Boden unterm Schritt, Erwacht erneut der Wüstenrufer Und singt im neuen Liedlein mit. Sieh ihn und sonst Politkatholen Stets als enttäuschte Linke an! Er will das Reich vom Himmel holen, Der Preuß ist nun ein Teufelsmann. Mag manches, was er sagt, gefallen, So schmäht er doch den bösen Feind, Weil der ihn nicht hofiert vor allen Und vieles leider anders meint. |