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Aus »Waldeinsamkeit«. Gedichte 2008   Vers 31128 bis 31151

MAX HERMANN-NEISSE


Es sagt sich leicht, man emigriere,
Wenn man der Herrschaft spinnefeind,
Wer weiß schon recht, was er verliere,
Wenns schon die Sprache sperrig meint.

Erst recht als Dichter, der vom Mete
Der Sprache lebt in Au und Wald,
Es fehlen Landschaft, Freunde, Knete,
Und bald wird auch das Zimmer kalt.

Da sich die Mutter drin ertränkte,
Gabst du zum Namen Fluß und Stadt,
Daß Krieg den Vater tödlich kränkte,
Gewiß auch Vorbedeutung hat.

Wer sich mit Zwergenwuchs und Buckel
Geschlagen weiß und auch gebannt,
Hofft in des Lebens Müh-Gezuckel
Nur selten auf ein reiches Land.

Die Groß-Berliner Lebensbühne
Auch manchen Sonderling vertrat,
Doch da Reichstag fordert Sühne,
War Toleranz gleich Hochverrat.

So stirbt der Dichter an der Themse,
Die Gattin gibt im Nachlaßband
Das Leben mit gezogner Bremse
Und tötet sich mit eigner Hand.