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Aus »Waldeinsamkeit«. Gedichte 2008 Vers 30305 bis 30376 DIE ZWEI GESELLEN Es zogen froh und wohlbestallt Zwei Burschen in die große Stadt, Nicht wird im Elternschatten alt, Wer Phantasie und Füße hat. Sie hatten Muskeln und Verstand, Ein helles Aug und schlanken Wuchs, Was da begann mit leichter Hand, Das Lerchenheil des Morgens trugs. Der eine kam gar rasch zum Ziel, Den Liebreiz seines Weibes rühmt Die Gasse, die das gute Spiel Bald mit dem ersten Sohn verblümt. Ein zweiter wächst, die Klause strahlt Von Gottes Segen, Glück und Recht, Der andre Bursche Heller zahlt, Wo er genächtigt, fremd und schlecht. Er irrt durchs große Einmaleins, Wie einer, der den Rest nicht merkt, In Trunkenheit, die die des Weins Oft lindert und auch oft verstärkt. Er sucht und steht sich selbst im Weg, Glaubt kaum noch, daß der Herr ihn führ, Daß sich der Nebel dichter leg, Scheint ihm für jedes Tun Gebühr. Und wo er liebt, wird er verlacht, Am Anzug prunkt der Mottenfraß, Aus Schuhn der Weg Sandalen macht, Im Haupthaar kleben Stroh und Gras. Man nennt ihn Hagestolz und Schrat, Und peinlich klingt, was er so träumt, Der Sensenmann sei hier die Gnad, Wird allenfalls noch eingeräumt. Doch dann, der Bart ist hart, und grau Ward manche Strähne im Gezott, Hellt sich sein Weg und weiß genau, Er wurde ausgesucht von Gott. Wo Jugend treibt ins Gradewohl, Weiß er von Blendern, Launen, Schein, Manch Füllhorn ist am Ende hohl, Die Weisheit frommt dem alten Wein. Sind vierzig Lenze abgezählt, So weiß, der die Entbehrung zollt, Was ihm der Heiland ausgewählt, Und Silber scheint nicht mehr als Gold. So wird die Liebe tief und klar Im Herbste, der das Eitle flieht, Was hart gesotten, wurde gar, Weil gut ist, was nicht leicht geschieht. So treibt den Burschen spätes Glück, Die Engelschwinge, leicht und hell, In die Erinnerung zurück: Was tut mein einstger Weggesell? Den ließ die Frau für ihren Arzt, Das Haus ward eines Wuchrers Pfand, Wie Bernstein scheint sein Aug verharzt Und durch die Finger rieselt Sand. Der Sohn sitzt ein als Wagendieb, Vom Koks das Nasenbein kaputt, Dem Jüngren ist das Ballern lieb Im virtuellen Hollywood. Der Zeitgeist fraß den guten Mut, Aus allem Gute keimte Geiz, Was einer schafft mit Herz und Blut, Der andre nimmts, verbrauchts, verleihts. So bleibt zuletzt die Weisheit schlicht, Schon der Lateiner hat gesagt, Die Zukunft sieht dein Auge nicht, Drum sei kein Urteil früh gewagt. Vor seinem Tod preis keinen Stamm Als glücklich, fromm und wohlgestalt, Und nie ein Labyrinth verdamm: Wer lange irrt, wird oft auch alt. |