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Aus »Waldeinsamkeit«. Gedichte 2008   Vers 29839 bis 29887

QUALENDES SEIN


Zu Jacob Böhme

Nach Luthers Tod verfiel die Welt,
Den er begründet und genährt,
Der alten Kirche wohl gefällt,
Das mancher sich nach dorten kehrt,
Doch Deutschlands Mitte, die da wühlt
Im Grund und der Erscheinung, fand
Ein Amen, wies das Herzblut fühlt,
Und Böhme schriebs mit Schusterhand.

Was später wuchs zur Weisheitslehr,
Und was gepflanzt der Dichter Baum,
Verstrebte Sinn und Sinne quer,
Und Jüngstes mit dem alten Traum,
Und Gott trat in die Schöpfung ein,
Nicht mehr zu trennen Aug und Ohr,
Und aus dem so geschauten Sein
Qualt Geist als Form und Lust hervor.

Nicht Aula, Forum und Konzil
Erdachten, was im Winkel keimt,
Wer draußen in der Heide viel
Studiert, die Leisten gut verleimt,
Man nannte Mystik Morgenröt,
Doch kannst du schon am Titel sehn,
Daß nicht wie man die Sinne töt,
Wird Rat in diesem Buche stehn.

Mag sein, daß hier ein Fenster wuchs,
Drob mancher warf den Glauben weg,
Doch ists ein Geist des Selbstbetrugs,
Der nötig hat der Fremdheit Schreck,
Wer Gott sich holt in Hain und Flur,
Tuts nicht, weil ihm die Ehrfurcht fehlt,
Ihm sind die Wunder der Natur
Unendlich hoch und tief beseelt.

So sind ein Lob wie Lied und Schrift
Das Handwerk und die Alchymie,
Denn daß der Geist das Wunder trifft,
Brauchts Priester nicht noch Heilsmagie,
Zum Sakrament wird alles Tun,
Das sich der Welt im Dienen schenkt,
Und wer so glaubt, der mag nicht ruhn,
Weil ihn der Heiland stündlich lenkt.

So blühten uns mit Frucht und Kern
Aus Faust, Cusanus und Plotin,
Was Eckhart ahnte, Mystikern
Wie Seuse, Tauler dunkel schien,
Drum stößet, quetschet, feindet an
Der Grimm, was göttlich von Gestalt,
Und wies allein ein Schlesier kann,
Ward dies zum Sprachbarock geballt.