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Aus »Engelke up de Muer«. Gedichte 2008   Vers 29283 bis 29346

VROUW JOHANNA


Fürstlich stolze Kappenmühle
Ragst mit breitem Bohlenkranz
Heute noch am Emder Bühle
Aus der Zeit von Gret und Hans.

Ziegel frommt dem Unterleibe
Drauf die Haube hölzern rollt.
Dank dem Krühring taugts dem Weibe,
Daß Respekt die Brise zollt.

In des Turmes höchstem Söller
Stehen Mahlwerk, Pumpe, Walk,
Einst als Kind wollt ich ein Möller
Sein mit großem Blasebalg.

Was das Öl von Lein und Palme,
Vom Getreide Schrot und Mehl,
Was des Windes Jubelpsalme
Macht zu Kraft und Geists Befehl,

War mir stets ein Fabelwesen,
Windsbraut, die besteht und fährt,
Und der wahre Hexenbesen
Den des Sturmes Grimm ernährt.

Herrlich ists den Elementen
Unvermittelt wie die Mühl
Abzutrotzen solche Renten,
Daß die Freiheit fand Asyl.

Oft hat man in Müllers Stube
Sehen wolln den Menschenfeind,
Doch der Herr von Nacht und Grube
Mir in andern Zünften scheint.

Da man schürft nach schwarzem Golde,
Legte Dampf die Mühlen lahm,
Und der Zechen Nachtkobolde
Zeigten nicht geringste Scham.

Nicht das erste Mühlensterben
War nicht Teufels Meisterstück,
Denn im Krieg galt es Verderben,
Wich das Kohleflöz zurück.

Also ward die Windesgute
Deren Rohstoff nie versiegt,
Wieder ganz von deutschem Blute,
Die da steht, wenn vieles liegt.

Doch des Friedens neue Herren,
Rasch verboten Mühlenbau,
Daß der Industrie zu sperren
Sich nicht gar der Freie trau.

Und schon bald, die Reichen reicher
Machend, kam der Mühlenbann,
Da mit Prämien stehn Vergleicher
Frohen Augs zum Abriß an.

Auch in Karlsruh sahn die Richter
Dies gesetzhaft und gemäß,
Weil die Mühlbetriebsvernichter
Zahlten jedes Scheißgesäß.

So sind Mühlen heut Museen,
Und wenn neu, so unbemannt,
Denn der Staat würd pleite gehen,
Gäbs der Freiheit Unterpfand.

Also ist die Mühlenliebe
Schon zum Aufstand ein Fanal,
Was dem Spanier Hollands Hiebe,
Warn die Mühln in großer Zahl.

Darum hebt und reckt die fesche
Vrouw Johanna ihre Brust,
Einmal kriegt der Teufel Dresche
Und die Müllerin die Lust.