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Aus »Marone und Morchel«. Gedichte 2009 Vers 26262 bis 26309 ERLENGRÜBLING Die Erle mag das Sumpfgebiet, Den Bruchwald, wo das Schaumkraut blinkt, Das Irisblaun im Seggenried, Wo Milzkraut gold dem Gagel winkt. Bei Storchgeklapper, Dommelflöt, Und wo es riecht nach Bibergeil, Genießt mit ihr das Sonngeröt Der Grübling als ein Wohnungsteil. Bis Allerseelen vom August Zeigt er den ocker feinen Filz, Im Elsbruch du nicht suchen mußt, Dies ist ein Paradies dem Pilz, Meist trocken auch in Wassernäh, Delln kleine Grübchen seinen Hut, Der Rand gerollt, im Alter jäh Gekantet trägt er blaues Blut. Olivlich ist sein Greisenkleid, Im Gold die Röhren siehst nur schwach, Sie werden eckig mit der Zeit Und stufen sich zum Röhrenfach. Der Stiel ist wie der Hut gebräunt, Und bläut und wird dann braun bei Druck, Er ist dem Sammler guter Freund, Goldröhren stehn als Säulenstuck. Einst zog ich her vom Odenwald Die Elz entlang, das Weib, das schwemmt, Ein Käfig nahm ihr die Gestalt, Nun ist sie eine Dirn im Hemd. Die letzten Erlen doch am Saum Erzählten mir vom Reich, das harrt Der Wiederkehr im deutschen Raum, Und machten mich zum Erlenwart. Ich fand sie neu bei Kranichfeld, Der Grübling war hier auch zu schaun, Die Enzenburg sah manchen Held, Bis niedersank ihr Gottvertraun, Doch mit der Sprache, dem Gedicht, Der Traum trat aus dem Dämmerschein, Der Adlerfittich, den ich flicht, Schließt auch den Erlengrübling ein. Er schmeckt uns herb und sauer oft, Dies ist nicht nur der Sumpf, der gärt, Hier hat die Mahnung sich verstofft, Daß unser Geist im Grenzland fährt. Im Feuchtgebiet, wo Pilz und Kraut Gehn Wege, die man sonst nicht kennt, Wird uns der Liebestrank gebraut, Bis überm Moor die Fackel brennt. |