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Aus »Rhön und Rennsteig«. Gedichte 2007   Vers 22279 bis 22355

RENNSTEIGLIED


Auf, die Augen himmelwärts,
Hohen Muts durchs grüne Herz,
Am Kammweg lacht die Maiennacht.
Von der Werra bis zur Saale
Wolln wir wandern hundert Male,
Hörsel, Beerberg, Dreistromstein,
Sollen unsre Weiser sein.

Wer auf solcher Höhe fährt,
Sich nicht um Parteien schert,
Ob schwarz rot gelb, es bleibt dasselb.
Ob die Sachsen, ob die Hessen,
Hier wird aller Zank vergessen,
Unterm blauen Himmelsdom
Zeigt sich Gott auch ohne Rom.

Wie der Efeu rankt der Pfad,
Hier ist keine Zeit zuschad,
Der Sonnenstrahl weiß keine Zahl,
Keine Glocke und kein Wecker,
Kein Gezeter, kein Gemecker,
Freiheit weiß die klare Luft
Und der Hagebuttenduft.

Dieses Land ist wieselflink,
Turmspitz grüßt mit Goldgeblink,
Wo engelleicht sich Glas erweicht.
Es zu gülden, es zu blasen,
Blähn sich Backen, schnaufen Nasen,
Luft wird Glanz und Kindertraum,
Heimelnd wie ein Faltersaum.

Müßig darf der Dichter sein,
Fuhrleut bringen Hopfen ein,
Das Buchenholz macht Schlösser stolz.
Auf der Ilm siehst du die Flößer,
In den Wolken grüßen Stößer,
Menschenwerk und Gottgedicht
Trennt der freie Thüring nicht.

Doch der harte Westwind weckt
Ein Geschlecht, das schamlos steckt
Die Himmelsmacht in Zins und Pacht.
Was da lebt, dient seinem Zwecke,
Und der Mensch bleibt auf der Strecke,
Arbeit, Würde, Eigensinn
Sinken vor den Geiern hin.

Eh sie nicht davongejagt,
Statt des Markts der Heiland sagt,
Ist nur der Floh hier frei und froh.
Trübsal herrscht in deutschen Landen,
Ganze Dörfer gehen zuschanden,
Bis ein schwerer Riegel fällt
Vor die Bank mit Teufelsgeld.

Wanderer im Frühwindswehn
Nimm vom Feind nicht Rat noch Lehn,
Verkauf kein Stück von deinem Glück.
Nur wenn sich dein Herz verweigert,
Fällt der Kurs, den er ersteigert,
Bleibst du rein in Freud und Weh,
Stürzt sein Turm aus Pappmaché.

Reiches Feld, die Raine auch,
Himbeern prunken rot am Strauch,
Die Haselnuß spricht Überfluß,
Wie die Ziegen wolln wir springen
Wie die Amseln Lenz besingen,
Hämmern wie der bunte Specht
Wenn der Teufel sich erfrecht.

Singst du froh in Flur und Hain,
Will man dich dem Maulkorb weihn,
Es schweig der Schrat vorm Automat.
Selbst der Pfaff ist dir kein Lehrer,
Du vertraust dem Allzeit Mehrer,
Der uns hegt in Tag und Jahr,
Deutscher Himmel, hell und klar.

Such die höchsten Gipfel auf,
Dieser Weg zeigt sie zuhauf,
Der Rennsteigblick verlacht den Trick
Aller, die das Land betrügen,
Denn das Ohr findt sein Genügen,
Wo man spricht den deutschen Laut
Und auf Gottes Güte baut.