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Aus »Saalisches Lied«. Gedichte 2007   Vers 21368 bis 21427

MERSEBURG


I

Merifrid und Merowig,
Meriswid und Meriswind,
Für der Geisel Mundgebieg
Manche Paten möglich sind.

Auch mag sein, am frühen Ort
Trutzte Friesenkraft dem Feind,
Daß der Burg Bestimmungswort
Marsak oder Marsing meint.

Dunkel ist die Gründerstund,
Dunkel wie das Zauberbuch,
Das in Pferdes Bauch und Mund
Bannt Gewürm mit sicherm Fluch.

Wie die Runen recht sich reihn,
Ward zerbrochen manche Stirn,
Und des Dichters Sämerein
Werdens weiter nur verwirrn.


II

Als zu Merseburg Prälat
Thilo, der von Trotha kam,
Ward geraunt von Diebestat,
Falschem Spruch und später Scham.

Da vermißt ein Ring von Wert,
Galt doch Hans als treuer Knecht,
Doch der Jäger Ulrich lehrt
Bischofs Raben falsches Recht.

Und der Vogel schrie gar dreist,
Hans hab frech den Ring geraubt,
Was der Herr ein Gottwort heißt,
Daß der Diener läßt das Haupt.

Unrecht Blut ward hier gericht,
Als der Sturm ein Rabennest,
Fortriß, kommt der Ring ans Licht,
Und stellt Tat und Irrtum fest.

Drauf zerknirscht der Thilo sprach,
Daß ein Rab im Kerker schmacht,
Dem folgt stets ein Erbe nach,
Und so wirds noch heut gemacht.


III

Als ich ließ das Elternnest,
War die Stadt am Geiselmund,
Die so viel vermuten läßt,
Meiner Dichtung Wiegenstund.

Zwischen Säure, Flamme, Rauch
Lernt ich Alchymists Mixtur,
Wie man Teilchen reih und stauch,
Wie ein Salz werd rein und pur.

Die Retorten im Labor
Schufen Farb und Blum-Arom,
Doch ich lauschte auch dem Chor
Engelsgleich im großen Dom.

Ein Klavier zu tragen fort,
Ward gesucht ein junger Mann,
Und so war ich kaum am Ort,
Als ich Freunde schon gewann.

Und die Gruppe, die bemüht
Eine Kirche, die der Macht
Fernstand, prägte mein Gemüt,
Daß ich vieles anders dacht.

So fand ich am Saalestrand
Zwischen Schwefel und Phosphin
Meines Glaubens Vaterland,
Und die Macht hats nie verziehn.