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Aus »Saalisches Lied«. Gedichte 2007 Vers 21195 bis 21243 STRUDELMUHME So wie ein Wetter arg durch Un, Sollst du im Unsumpf Pein vermuten, Wenn überfließen Tau und Brunn, So wollen Neck und Datscher fluten. An Strudeln reich die Unstrut floß, Und wem da Wind und Welle leben Der schaut des Wassers Volksgenoß Das Goldhaar aus der Schwärze heben. Dem Unstrutmüller war das Wehr So oft vom Schlag des Stroms zerrüttet, Daß er gemeint, die Nix begehr Ein Opfer in die Flut geschüttet. Man riet ihm, zu des Wehres Schutz Sei junges Leben eingemauert, Was anderm Last, sei ihm zunutz Und stürbe kalt und unbetrauert. Rasch fand sich auch ein armes Weib, Das einem Nichtsnutz war zu Willen, Die sorgte sehr, wo fürder bleib Die Frucht, mit Beten nicht zu stillen. Des Müllers Gold und gutes Wort War froher als die Mutterfreude, So gab die Frau den Säugling fort Als Grundstein für das Wehrgebäude. Dies stand da gut gar zwanzig Jahr, Der Müller sah sich bar des Zolles, In Truhn und Schränken Reichtum war, Es gab kein Faß, das nicht ein volles. Dann rief der Herr zu einer Stund Die Mutter, die das Kind verhandelt, Gelegentlich zum Mühlengrund, Wo sie am Wehrgemäuer wandelt. Da brodelts und es steigt mit Wucht Ein Seeweib hell und ungeheuer, Die Mutter sucht das Heil der Flucht, Es bersten Pfeiler und Gemäuer. Die Mutter ahnt, die Tochter wuchs Im Reich des Schlicks zu Macht und Sühne, Das Opfer Mutwills und Betrugs Betritt als Rächerin die Bühne. Dies raubt ihr Ruhe und Verstand, Sie rennt durchs Dorf und dann zur Brücke, Der Pfarrer, der ihr folgte, fand Dort nur den Ring und ihre Krücke. Die Unstrut gleitet schläfrig matt, Den atemlosen Mann zu kühlen, Sie fließt gestillt und jugendglatt, Weil sie es gar nicht eilig hat, Die Leich zum Ufersaum zu spülen. |