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Aus »Orlagau«. Gedichte 2007 Vers 18830 bis 18869 BIRNBAUM Birnbaum, holder Schattenspender, Da die Mutter rief zum Tee, Meines Gartens Hochgeländer, Elbisch traumversunkne Fee - Trug wer stolzere Gewänder Und im Fleische süßres Weh Als der pralle Goldverschwender Den ich noch vor Augen seh? Königlich seit der Antike Schmückst du selbst das Schattenzelt, Und für mich ist klar, daß Nike Deinen Zweig im Arme hält, Schild und Schwertern, Spieß und Pieke Bleibst du als Proviant gesellt, Nur seit Michael sich Mike Nennt, vergaß auch dies die Welt. Manchem sind der Götter Gaben Nichts als Ärgernis und Müll, Daß die Wespen dran sich laben, Schien dem Vetter Fahrgebrüll, Wenn die Kinder Feinde haben, Süße Frucht die Wiese füll, Geht die Order auszugraben Meinen Baum und mein Idyll. Seither ist der Traum geschwunden Und die Kindheit lacht nicht mehr, Öde und verdachtgeschunden Traut sich hier kein Genius her, Wo die Wespen einst gefunden, Grüßen sich Beton und Teer, Und der Dichter leckt die Wunden Und sein Mut ist selten schwer. Sag, wie weit mußt du noch gehen, Bis der Baum uns neu ersteht? Bis die Buchen und die Schlehen Mitte sind im Weltgebet? Bis die Menschen sich gleich Rehen Scheuen vor dem Wind, der weht, Und der Götter reichstes Lehen Birnen, weich und süß wie Met? |