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Aus »Babylon des Worts«. Gedichte 2007 Vers 17764 bis 17805 HEIMAT Nach Hause werd ich gehn zum Abendmahle, So spricht das Buch, das ich als Kind geliebt, Ich hab manch tausend Pfunde Sand gesiebt, Doch blieb kein goldnes Korn in meiner Schale. Vom Hügel, da ihr einst mein Heil vertriebt, Seid, Schergen ihr, verstreut in sanfte Tale, Ich hege keinen Groll, den ich euch zahle, Denn ich gehör dem Herrn, der uns vergibt. Doch reicht es nicht, daß ihr die Hoheitsmale Am First getilgt, den Wall zur Seite schiebt, Ein Leuchten losch und labt nicht mehr am Grale. Und Aladin vermißt, wo Sperling fiept Und fruchtbar rauscht vom Fichtel her die Saale, Die Lampe, die ihr ihm zu Tode riebt. Die Heimat ist ein Reich, das nichts erstreitet, Allein der Engel kann mich dorthin führn, Ich meinte seine Flügel oft zu spürn, Doch wars ein Knecht, der bloß vorüberschreitet. Ich machte hoch die Tore und die Türn, Ich hab den Sternen mein Gewand gebreitet, Doch hat mich stets in fremdes Land geleitet Mein Feilschen um die Maut und Zollgebührn. Längst gab man mir Befehl, mich frei zu rührn, Jedoch kein Weiser Fuß und Fahrt begleitet, Und keiner rief, daß ihn die Freien kürn. Wie Kirke dem Odyß die Fahrt bestreitet, So sorgte ein Gespinst von Femeschwürn, Daß mir das Herz zur Heimkunft nicht bereitet. Heim werd ich kommen in der Morgenstunde, Noch eh der Tau sich senkt auf Gras und Blatt, Das Buch der Reise schlummert prall und satt, Ich sitz am Bach und lausche seiner Kunde. Ich glaub, daß er viel mehr zu sagen hat Als die Magnaten und das Moribunde, Die Quelle hat recht viel von einer Wunde, Die Ringelnatter zeigt sich flink und glatt. Er führt ein Zauberwort im Silbermunde, Wir spielten gern und fanden meistens Patt, Und ich verdanke ihm die frühen Funde. Für Fremde spricht er schwer verständlich platt, Jedoch ich reim mit ihm, bis mich die Hunde Zum Mahle rufen in die Heimatstadt. |