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Aus »Babylon des Worts«. Gedichte 2007 Vers 17215 bis 17254 BLAUE BLUME Sieben Jahre sollst du lieben, Sieben Jahre trauern dann, Doch erst wenn du dreimal sieben Jahre wandelst, steht geschrieben, Kehrt das Knabenglück im Mann. Und du sollst das Auge schauen, Das Gewißheit schafft allein, Und in tief verschneiten Auen Zwischen Schmerz und Gottvertrauen Sollst du still und weiser sein. Wach und such nichts zu bewegen, Denn am Helden, Handstreich-kühn, Und am fürstlichen Strategen, Ist dem Schicksal nicht gelegen, Soll die Blaue Blume blühn. Mancher Traum hat ihr gegolten, Als der Geist sich Rädern ließ, Bis sie unaufhörlich rollten Und so viele glauben wollten, Erzen käm das Paradies. Du hast stets am Rand gestanden, Doch im Takt, der weckt und lähmt, Kam auch dir der Reim abhanden, Drin sich einst die Dichter fanden, Wenn der Tag den Traum beschämt. Keiner Tat blüht sie zum Ruhme, Doch wer jedem Wunsch entsagt, Zu beherrschen Keim und Krume, Findet auch die Blaue Blume In der Stunde, da es tagt. Wenn der Lenz dich als Belauber Aus der Klause schickt ins Tal, Labt die Quelle hell und sauber, Wird ihr Blau Karfreitagszauber Parsifals und zeigt den Gral. Ahnde, daß ihr Duft der Frühe Auch das Gold der Ernte weih, Wenn du fern von Furcht und Mühe Glaubst, daß sie dir immer blühe, Wird dein Herz zur Liebe frei. |