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Aus »Das Jahr des Heils«. Gedichte 2006 Vers 15684 bis 15747 DREIKÖNIG Dreikönigsfeier: Rauhnachtend, Die ungewisse Zeit verbrennt Mit Butterkuchen für den Brauch Und Liedern aus dem Heischebrauch. Eisblumen ziern die Fensterfront, Noch wird der Hügel karg besonnt, Der Ostwind kratzt an Tor und Luk, Jedoch der Herd hat guten Zug. Die Weisen aus dem Morgenland, Seit Kindheit halten sie gebannt Spekulation und Phantasie, Und Einigung gibt es hier nie. Der eine schleppt Atlanten her, Propheten weist ein andrer Ehr, Ob Priester, König, Astrolog, Bald fehlt nichts mehr im Wortgewog. Weiß ist die Landschaft nah und fern, Da liest man Abenteuer gern Und weiß, solang uns dies gefällt Ist groß genug für uns die Welt. Caspar, Melchior, Balthasar, Nennt die Weisen die Legend, Zwei bis acht gehörn zur Schar, Die man auf den Bildern kennt. Wie auch immer, sterngelenkt Haben Männer, die nicht arm, Königlich das Kind beschenkt, Daß es ihrer sich erbarm. Ob von Saba sie gereist, Ob von Zarathustras Berg, Ob die Heimat Indien heißt, Sicher ist ihr Gabenwerk. Gold und Myrrhe, Räucherharz, Stehn für König, Priester, Heil, Und am Wildwuchs ihres Barts Siehst du, daß sie sehr in Eil. Ach schon wieder ein Gedicht, Wer sie nennt, der fabuliert, Groß macht eines Buchs Geschicht, Wer sie immer neu kapiert. Darum dichte frisch und dreist, Denn der Herr gab uns Verstand, Daß beweglich sei der Geist, Schöpferisch die rechte Hand. Sternsinger trällern vor der Tür, In Milde unserm Heiland gleich Nicht Kantors Strenge richt und führ Die Hand, daß sie vom Kuchen reich. Auch wer das Betteln sonst nicht schätzt, Weil es das Arbeitsleben schmäht, Die Regel heute froh verletzt, Am Großmutstag von früh bis spät. Denn jede Regel, die kein Loch Erlaubt und unerbittlich heißt, Verpaßt dem Geist ein Schweigejoch Und wundert sich, wenn er vergreist. Drum hat der Kirche Jahreskreis Für Schlemmen Platz und Fastenzeit, Was einer heut als Freunde weiß, Das schafft ihm morgen Gram und Leid. Drum gibt der Herr auch kein Rezept Für jedermann und jeden Tag, Und jeder Mensch ist sein Adept, Der ihm vertraut, ihn herzlich mag. |