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Aus »Deutsche Passion«. Gedichte 2006 Vers 13944 bis 14063 REICHSINSIGNIEN Die Krone, die des Reiches höchste Kür Bestätigt, reiht zum Achteck reines Gold, Und zwölf mal zwölf für edle Steine Tür Sind Nischen und gleichviel für Perlen hold. Der Kreuzesreif gleißt über Spruch und Bild, Wo David, Salomo, Jesaja, Christ Ermahnen, daß die Ehre Höchstem gilt, Selbst den, der solcherweis geheiligt ist. Jedoch der Große Albert schrieb den Satz, Der Waise, Stein, der einzig in der Welt, Groß, rot, karfunkelnd ist nicht mehr am Platz, Von wo er einst bei Nacht den Thron erhellt. Orphanus, mit dem Stein verlorn wir viel, Bald folgten Apfel, Zepter, Schwert, Ornat, Die Lanze, heilandblutig, im Exil Nicht siegreich macht des Reichsverwesers Tat. Schon früh geschah das Unheil, das Geschick Zu lindern sucht, doch Alchymist und Sohn, Sie suchten mit Gewalt, mit Kunst und Trick, Jahrhunderte den Stein im Rosenton. Manch Fabel ward erdacht von seinem Glanz, Zu keinem Wunder fehle ihm die Macht, Doch sicher scheint, er macht die Riche ganz, Weil zeugend er die Einzigkeit bewacht. Der Globus mit dem Christuskreuz gekrönt, Wie Jupiter den Weltenkreis umspannt, Gold, filigran, beperlt, Saphir-verschönt Mit Monogramm aus Merowinger Hand – Dies ist der Apfel, der die Linke schwert, Da in der Rechten Szepter schwingend weist, Wo Stab und Knospe, Blatt, das vierfach kehrt, Bedeckt den ellenlangen Wandelgeist. Der Apfel und das Szepter zeugen nur In ihrer Art und Weise für den Herrn, Sie weiht der Sinn und der Symbole Spur, Denn sie sind heilig nicht im eignen Kern. Dies eignet einzig Lanze, Krone, Schwert, Die ihre Kunft legendenreich erfuhrn, Und einzig wie das Reich in ihrem Wert Gott selbst bezeugen in den Wunderspurn. So mag ein Schmied, in dessen Kunst Genie, Sie reicher schaffen, frommer in der Zeit, Jedoch die Krone schüf ein Mensch uns nie Und den Karfunkel-Stein der Einzigkeit, Der ward, als Erd und Himmel Gott ersann, Die Lanze weist auf des Erlösers Tod, Das Schwert auf einen frühen Christenmann, Der das Martyrium litt um Christi Not. Mauritiusschwert, vielfach geschliffne Klinge, Blutzoll und früher Christgemeinden Schild, Die Scheide aus Olivenholz besinge Der Dichter und der frühen Herrscher Bild, Von Karl bis Heinrich vierzehn Reichsverweser, Auf goldgetriebnen Platten im Ornat, Relief, das wie ein Kupferstich dem Leser Bezeugt die Zeichen, Würden und die Tat. Stahl, Kruckenkreuz beidseits als Fegermarke, Drin Kranz und Kreuz versöhnt in einer Huld, Parierstange und Knauf ehrn gold die starke Schwerthand am Griff, den Silberdraht umspult. Und Christi ist der Sieg, die Herrschaft eigen, Wie das Gebot, so eine Inschrift spricht, Bereit die Spitze in die Höh zu zeigen, Dem Heile nach, das den Gesalbten trifft. Solch holdes Kleinod ist nicht länger Waffe, Für harten Strauß und nicht für graden Schnitt, Nicht daß die Wunde tief und blutend klaffe, Führt es der königlich Erkorne mit, Es weist hinauf, so wie der Speer zur Erde, In ihm steigt Jugend, wo das Alter mahnt, Daß eingebunden sei das Stirb und Werde Ins Walten deß, der Wolken Wege bahnt. Der Krönungsmantel, von Sizilien stammend, Arabisch und normannisch höchste Kunst, Goldstickerei, die sich dem Purpur flammend Vermählt und faßt kein Ornament umsunst. Der Glanz der Alten und der Sarazenen Verdichtet sich im Halbrund bodenhin, Doch offen wie das Reich sind seine Szenen, Goldspange links, daß nicht die Schwurhand drin. Wo Doppelleu und Palme dominieren, Folgt kufisch eine Inschrift Perlensaum, Obwohl die Runen rein sich ziselieren, Errät kein Deuter des Verfassers Traum. Es seien Wünsche für des Mantels Träger, So meint die Forschung, die am Ende paßt, Denn erst wenn eins der Wager und der Wäger, Wird auch der Sinn in diesem Spruch erfaßt. Handschuhe, Strümpfe und Pantoffeln ründen Den Mantel zu der hohen Kür Ornat, Daß all die Dinge noch die Wiege künden, Ist deutsches Los und weist auf Gottes Rat, Der dies bewahrt vor Mottenfraß und Bränden, Daß tausend Jahr der Herr im Kyffe schnarch, Um endlich wieder stolz mit frohen Händen Zu herrschen als des Alten Reichs Monarch. Das größte Wunder ist die hehre Lanze, Die noch bewahrt wird in des Reiches Schatz, Sie weist ins Heil und meint damit das Ganze, Drin alle Schöpfung findet Stand und Platz. Zur Artusrunde weist ihr dunkles Werden, In Mären, die zu Avalon ihr Tal Gefunden, und es heißt das Glück auf Erden, Käm, wenn sie fruchtbar rühr verlornen Gral. So reicht das Deutsche tief ins Märchenhafte, Der Dichter lokigleich die Unterwelt Als Diener sucht, daß von dem Honigsafte Ein Gran in unsre goldnen Waben fällt, Als Glaube sich bewies in hohen Taten, Daß frühstes Lied den jüngsten Kämpfer führ, Hat noch dem Freien Vogelspruch geraten, Daß er den Herrn erkannt in holder Kür. Der Tag ist nah, da höchste Not die Rasse Bedroht, die noch an diesem Traume webt, Drum rüste dich und kämpferisch erfasse Den Kreuzdorn, der in jeder Waffe lebt, Denn nur wenn Christi Milde Cäsars Siegen Vermählt, wird der Versucher machtlos sein, Dann zieht der Herr geheiligt und gediegen Mit Pomp und Freude in die Hofburg ein. |